Die Schichtplanung macht den Unterschied

Kurz vorwärts rotierte Schichtpläne deutlich besser für das Sozialleben
7. November 2019 durch
XIMES GmbH, Arlinghaus


Welche Schichtpläne sind für die Belegschaft am gesündesten und sozial verträglich?

Die Arbeitswissenschaft empfiehlt kurz vorwärts rotierte Schichtsysteme, in denen maximal 2-3 gleiche Schichttypen nacheinander vorkommen und von der Früh- zur Spät- zur Nachtschicht gewechselt wird (vgl. auch die Empfehlungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2005 (PDF)). In der Praxis werden jedoch von den Betroffenen häufig länger rotierte Systeme (z.B. mit 5-7 gleichen Schichten in Folge) bevorzugt, wenn sie noch keine Erfahrungen mit den kurz rotierten Systemen gesammelt haben. 

Eine aktuelle Studie unter Mitarbeit von XIMES Senior Consultant Dr. Anna Arlinghaus in Kooperation mit der GAWO e.V. (Nachreiner et al. 2019, Link zum Abstract) hat sich daher der Fragestellung gewidmet, wie Beschäftigte mit verschiedenen Schichtplänen ihre Zufriedenheit und das Sozialleben einschätzen. Dazu wurden Daten einer schriftlichen Befragung bei 249 Schichtarbeitern in vier Chemiebetrieben aus zwei Unternehmen mit kurz vorwärts, lang vorwärts und lang rückwärts rotierten Systemen (unter sonst vergleichbaren Bedingungen) analysiert. Folgende Schichtpläne wurden untersucht:


Quelle: Nachreiner et al. (2019), Abbildung 2

Kurz vorwärts rotierte Schichtpläne schneiden deutlich besser ab als lang oder rückwärts rotierte

Die Ergebnisse der Studie weisen ein klares und konsistentes Muster der sozialen Beeinträchtigungen auf: Schichtarbeiter in kurz vorwärts rotierten Schichtsystemen berichten systematisch weniger soziale Beeinträchtigungen als Schichtarbeiter in den langrotierten Systemen. Die stärksten Beeinträchtigungen zeigen sich bei Beschäftigten in lang rückwärts rotierten Systemen. 

Familiäre Beziehungen wurden z.B. durch das kurz vorwärts rotierte System (KV) deutlich weniger beeinträchtigt, als durch die lang rotierten Systeme (LV = lang vorwärts, LR = lang rückwärts; hohe Werte entsprechen hohen Beeinträchtigungen): 


 Quelle: Nachreiner et al. (2019), Abbildung 3

Für die Zufriedenheit mit dem Schichtplan wurden ähnliche Ergebnisse gefunden: Etwa 80% der Befragten mit einem kurz vorwärts rotierten Schichtplan waren sehr oder ziemlich zufrieden mit ihrer Arbeitszeit, wohingegen im lang rückwärts rotierten System nur ca. 55% zufrieden waren:


Quelle: Nachreiner et al. (2019), Abbildung 7


Die Ausgestaltung macht den Unterschied

Im Fazit lässt sich festhalten, dass bei gleicher wöchentlicher Arbeitszeit die konkrete Gestaltung eines Schicht- oder Dienstplans entscheidend auf die Zufriedenheit und das Sozialleben wirken kann. Insbesondere sollten kurz vorwärts rotierte Systeme verwendet werden, sofern dies betrieblich möglich ist. Auch für die Gesundheit und den Biorhythmus ist diese Rotationsform besonders günstig. Vor allem im vollkontinuierlichen Bereich (Betrieb rund um die Uhr an allen Tagen der Woche) lassen sich gute Schichtpläne finden.

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Quelle:

Nachreiner, F., Arlinghaus, A., Horn, D. (2019): Unterschiedliche psychosoziale Effekte unterschiedlicher Schichtsysteme. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 73:203–213 (Link zum Abstract und Artikel)

XIMES GmbH, Arlinghaus 7. November 2019
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