12 Stunden Tage sind ein heiß diskutiertes Thema und auch innerbetrieblich gibt es meist sehr unterschiedliche Einschätzungen. Eine Facette ist die Bezahlung, andere sind persönliche Präferenzen, betriebswirtschaftliche Chancen aber auch Risiken, Gesundheit, Soziales und nicht zuletzt: Fehler- und Unfallrisiken.
Zu Fehlern und Unfallrisiken erschien kürzlich eine sehr sorgfältige Aktualisierung des "Risiko Index" zur Beurteilung der Risiken verschiedener Arbeitszeitmodelle. Aus allen 3.183 mit Stichwortsuche zum Thema gefundenen Studien wurden die 29 hochwertigsten berücksichtigt. Einige besonders interessante Ergebnisse:
Nachtschichten bringen ein erhöhtes Risiko mit sich (ca 35% mehr als Tagschichten - basierend auf 14 Studien) und bei mehreren Nachtschichten in Folge steigt es nochmals erheblich um 36%. Es liegt dann insgesamt - da multiplikativ verknüpft - ein ca. 83% höheres Risiko als bei vergleichbarer Tagarbeit vor.
Ab der 9. Stunde nimmt das Risiko mit jeder Stunde stärker zu, in der 12. Stunde liegt es um 70% höher. Bei mehr als 12 Stunden ist von 170% Steigerung auszugehen.
Die gute Nachricht: Pausen wirken. Die Gesamtpausenlänge und ihre Verteilung sind wichtig. Längere Arbeitszeiten sollten daher mehr Pausen haben und diese Pausen sollten gut verteilt sein.
Unser Resümee aus der Perspektive der Unfall- und der Fehlerwahrscheinlichkeit:
Einzelne 12 stündige Arbeitszeiten untertags mit mehreren und insgesamt mehr Pausen...
...in nicht unfallträchtigen Bereichen und bei geringer Belastung (ideal mit korrekter Belastungsanalyse vor Einführung)...
...dürften von der Unfall- und Fehlerwahrscheinlichkeit im Rahmen des Risikos sein, das auch sonst gesellschaftlich akzeptiert wird.
In anderen Bereichen (zB bei Nachtarbeit, mehreren längeren Diensten hintereinander) ist von einer sehr hohen Unfall- und Fehlerwahrscheinlichkeit - mit all den sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen - auszugehen.
Die spezielle Situation der Belastung durch die Arbeit und die Arbeitszeitplanung ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Im Rahmen einer Analyse und Beratung kann die verträglichste und vertretbarste Lösung gefunden werden.
LITERATUR:
Dorothee Fischer, David A. Lombardi, Simon Folkard, Joanna Willetts & David C. Christiani (2017): Updating the “Risk Index”: A systematic review and meta-analysis of occupational injuries and work schedule characteristics, Chronobiology International, DOI: 10.1080/07420528.2017.1367305
Arbeitszeitgesellschaft (2016): 12-Stunden-Schichten – Stand der Diskussion. Hier online abrufbar
12 Stunden Arbeitszeit