Wir Menschen sind tagaktiv, und das spiegelt sich in unserer Physiologie wider. Unser Organismus ist darauf abgestimmt, tagsüber aktiv zu sein, zu essen und dem Tageslicht ausgesetzt zu sein. Wenn Beschäftigte in Schichtarbeit arbeiten, kann das dazu führen, dass die Nacht zum Tag wird – die Arbeit wird in Lichtverhältnissen durchgeführt, die erlauben, dass wir sehen. Physiologisch aber signalisiert dies der Inneren Uhr: „Es ist Tag“. Es wird abends und nachts gegessen, sich bewegt, nicht geschlafen. All das bringt unsere Physiologie aus dem Takt.
- Der Tagschlaf nach der Nachtschicht ist oft verkürzt und deutlich weniger erholsam als der Schlaf nach einer Tagschicht.
- Das Hormon Melatonin, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert, wird normalerweise nachts verstärkt ausgeschüttet. Durch Lichtexposition abends und nachts wird diese Ausschüttung unterdrückt.
Licht bei Nacht, und die dadurch niedrigen Melatoninspiegel, werden zumindest zum Teil für die negativen Gesundheitsauswirkungen von Schichtarbeit verantwortlich gemacht. Zu den negativen Auswirkungen zählen ein erhöhtes Krebsrisiko, ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen sowie Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen (DGAUM Leitlinie - Link zum PDF).
Klar ist heute, dass es aber nicht nur um Licht in der Nacht geht. So weisen zum Beispiel neueste wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass das Diabetesrisiko steigt, wenn während der biologischen Nacht gegessen wird (Garaulet et al. 2022).
Es bestimmen also viele Faktoren das erhöhte Krankheitsrisiko, nicht nur Licht in der Nacht. Wie können wir dann die Schichtarbeit gesünder gestalten?
Schichtarbeit und Licht gesundheitsförderlich gestalten
Prävention sollte an mehreren Hebeln ansetzen. So sind Arbeitszeitgestaltung, Verbesserungen der betrieblichen Infrastruktur wie auch individuelle Verhaltensmaßnahmen denkbar.
Gute Schichtplangestaltung unter Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher Empfehlungen
Eine Verringerung der Belastung durch Schichtarbeit kann durch optimierte Schichtabfolgen erreicht werden, die Erholungsmöglichkeiten maximieren und ergonomischen Prinzipien entsprechen. Diese sind förderlich für Schlaf und senken nachweislich das Unfall- und Gesundheitsrisiko. Ihre XIMES Berater:innen können hier auf jahrzehntelange Praxis- und Forschungserfahrung zurückgreifen – gerne vereinbaren wir ein Gespräch um Ihre Optionen auszuloten.
Verbesserungen der betrieblichen Infrastruktur: Licht, Ernährung und Prävention
Auf betrieblicher Infrastrukturebene kann ebenso agiert werden: Licht kann durchaus genutzt werden, um die Aufmerksamkeit während der Nachtschicht zu erhöhen und Müdigkeit zu bekämpfen. Neueste technologische Entwicklungen machen es nun sogar möglich Lichtquellen anhand von LEDs so zu designen, dass das zugrundeliegende Spektrum weniger Melatonin unterdrückt, aber trotzdem aktivierend wirkt (Vetter et al. 2021). Dies ist wichtig, da eine biologische Anpassung an Nachtarbeit selbst in Vollkonti-Betrieben nachgewiesenermaßen kaum möglich ist. Auch gesellschaftlich wäre es nicht erwünscht, Mitarbeiter:innen an die Nacht anzupassen – ihre Familien und Freunde, sowie Institutionen des öffentlichen Lebens sind nach wie vor tagaktiv. Es geht also darum die positiven Effekte von Licht auf den Körper zu nutzen, aber die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen zu minimieren. LED-Technologie und smarte Steuerungsanlagen erlauben eben das.
Gesunde Ernährungsoptionen bereitzustellen, durch hochwertige, leichte Nahrung in Snackautomaten oder der Kantine, ist eine weitere wichtige Komponente, wenn es darum geht Gesundheit auch am Arbeitsplatz langfristig zu fördern.
Präventionsangebote tageszeitlich so auszuweiten, damit sie auch durch Beschäftigte im Schichtdienst genutzt werden, sind weitere innovative infrastrukturelle Ansätze, die oft noch nicht voll ausgereizt sind.
Individuelle Verhaltensprävention
Natürlich bleibt das Individuum bei Fragen der Prävention nicht außen vor. Nicht rauchen, gesunde Ernährung, ein BMI im gesunden Bereich, ausreichend Sport (75-150 Minuten pro Woche werden empfohlen), 7-9 Stunden Schlaf pro Nacht und ausreichend Tageslicht (z.B. durch aktive Mittagspausen draußen, Spaziergängen oder auch Sport am Tag) sind hier die wichtigsten Punkte.
Ausreichend Tageslicht ist auch deshalb empfehlenswert, da gezeigt wurde, dass die negativen Effekte von Licht in der Nacht auf die Physiologie durch helle Tageslichtexposition am Tag reduziert werden konnten. Auf dem Heimweg nach einer Nachtschicht allerdings sollte helles Tageslicht gemieden werden, um den anschließenden Tagschlaf zu fördern. Das geht zum Beispiel mit einer Verdunklungsbrille, die vor allem Licht im Spektrum von 400-600nm filtern sollte (aber: nicht alle Verdunklungsbrillen erlauben auch das Lenken von Fahrzeugen).
Neben Empfehlungen für gesunde Lichtexposition, sollte nach der Nachtschicht ebenso kein „Frühstück“ zu sich genommen werden, da dies sowohl den darauffolgenden Schlaf stören kann wie auch den Metabolismus weiter durcheinander bringt. Insgesamt gehen aktuelle Studien davon aus, dass auch Essensaufnahme während der Nachtschicht so weit wie möglich zu vermeiden ist, um den Stoffwechsel zu entlasten. Wenn nötig, dann sollte auf leichte, proteinreiche Nahrungsmittel zurückgegriffen werden.
Bezüglich des Schlafes wird neben einem abgedunkelten, kühlen, ruhigen Zimmer auch oft empfohlen die Türklingel zu deaktivieren. Letztlich ist der Schlaf nach einer Nachtschicht doch meistens zu kurz, weshalb Nickerchen hilfreich sein können, um die Belastung zu reduzieren sowie den Schlafdruck abzumindern. Diese sollten maximal 20 Minuten lang sein.
Schulungen der Beschäftigten
Die XIMES Schulungen zu Schichtarbeit und Gesundheit durch international anerkannte Expert:innen können hier auf allen Ebenen Ihres Unternehmens effektive Lösungsansätze vorstellen und gemeinsam mit Ihnen auf Ihr Unternehmen angepasst werden.
Die Spannbreite an Präventionsmöglichkeiten ist groß, und optimale Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn Betrieb und Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen teilhaben. Unsere XIMES Berater:innen bieten bei all den oben genannten Themen Expertise und Schulungen an.
Licht und Schicht: Risiken und Chancen